SAZZeichen - Ausgabe 53: Juni 2020 | mit Jahresbericht 2019

10 Wer ich bin Ich bin ein ruhiger und zurückhaltender Mensch. Ich bin gerne mit meiner Familie zusammen. Mir ist Ordnung und Sauberkeit sehr wichtig. Ich will realistisch bleiben und nicht zuviel träumen. Ein Ferrari ist für mich nicht realistisch, ich kenne meine Limiten. Ich bin ein ehrlicher Mensch und schätze andere Menschen, die das auch sind. Ich arbeite in der Küche des SAZ Burgdorf als Angestellter. Im Moment bin ich auf dem Saucier- Posten. Ich bin seit September 2019 Präsident des Organisationskomitees für das Sommer- und Jubiläumsfest 2020. Es ist eine tolle Erfahrung, ein Team zu führen. Das ist manchmal anstren- gend, aber zum Glück können wir uns meistens schnell einigen, auch wenn wir unterschiedliche Meinungen haben. Meine wichtigsten Menschen Meine Eltern, meine Schwester, meine Grossmut- ter – die sind für mich alle sehr wichtig. Meine Eltern besuche ich alle zwei Tage. Mit der Schwes- ter telefoniere ich viel. Meine Grossmutter sehe ich weniger, da sie in Spanien lebt, aber auch mit ihr telefoniere ich etwa einmal pro Woche. Sie geben mir viel Kraft im Alltag. Meine Zeit im SAZ Burgdorf Ich habe im Jahr 2002 meine Stelle in der Küche angetreten. Es hat sich einiges verändert seit damals. Die Küche ist moderner geworden. Ich kann viel mehr mitwirken als vor 20 Jahren. Wir haben beispielsweise gelernt, Saucen zu machen und Fleisch anzubraten. Das hat früher nur der Chef gemacht. Ich hatte schon als Kind eine Stoffwechselkrank- heit. Deswegen hatte ich eine Niereninsuffizi- enz und musste fünf Jahre in eine Dialyse. Am 29. Januar 2018 erhielt ich eine Nieren- und Lebertransplantation. Die ersten zwei Wochen danach waren sehr hart, weil ich innerlich fast verblutete und sich Flüssigkeit in meinem Körper ansammelte. Zum Glück hat mich Gott gut unter- Porträt: Santiago Vidal (*1981) Mitarbeiter im Bereich Gastronomie und Präsident des Organi- sationskomitees des geplanten Jubiläums-Sommerfests stützt. Ich bin froh, dass ich heute darüber spre- chen kann. Dem Menschen, von dem ich die beiden Organe erhalten habe, bin ich sehr dank- bar, obwohl ich ihn nicht kenne. Es sollten mehr Menschen daran denken, dass man nach dem eigenen Tod noch anderen Menschen helfen kann. Unvergessliche Erlebnisse Die Zeit in der Dialyse. Ich musste alle zwei Tage hingehen. Da waren auch andere Menschen, die ich mit der Zeit besser kennengelernt habe. Mehr- mals ist ein Freund aus der Dialyse gestorben. Meine Freizeit Ich geniesse den Tag. Der Sonntag ist für mich heilig. Ich verbringe ihn mit den Eltern. Ich spiele Fussball, das geht heute wieder gut. Am Anfang waren die «fremden Organe» wie etwas, das nicht zu mir gehört. Aber jetzt sind sie ein Teil von mir. Gerne fahre ich auch mit dem Auto durchs Land. Meine Meinung zum Jubiläums-/Sommer- fest: Ich finde megatoll, dass wir so etwas machen. Es ist immer schön, wenn Leute von aussen vor- beischauen, um zu erleben, was Menschen mit stärkerem Unterstützungsbedarf leisten. Unter- stützung braucht eigentlich jeder. Meine Sorgen Wie lange halten meine Leber und meine Niere? – Aber eigentlich frage ich mich das nur selten. Darauf freue ich mich Auf das Jubiläums- und Sommerfest, weil ich es leite und weil die Institution, in der ich arbeite, 50 wird. Das gibt es nicht jedes Jahr! (Lacht.) Die Verschiebung des Fests wegen der Corona- Pandemie ist natürlich eine Enttäuschung! Mein grösster Wunsch Dass es so bleibt, wie ich es in den letzten zwei Jahren hatte.

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